Die kippt vielleicht dann, wenn es offensichtlich wird, daß es im Fussi der Konzerne Absprachen über Sieg oder Niederlage gibt. Das kündigt sich allmählich an. Beispiel: ein Autobauer hat drei Klubs in einer Staffel. Einer hat Chancen auf CL, einer steht überraschend kurz vor dem Abstieg. Die brauchen beide die Punkte extrem dringend. Kein Vorstand der Welt sagt da: banane. Das dürfen sie nicht, sie müssen so "entscheiden", wie es für die Firma, die Aktionäre, profitabel und optimal ist, sonst ginge das schon in Richtung Untreue, wollte einer was aus Gründen seiner "Gefühlslage" entscheiden.
Auch könnte es kippen, wenn man zu US-Verhältnissen käme, in denen der closed shop keinen Abstiege/Aufsteige mehr kennt. Es gibt einen Unterschied USA-Europa und in Europa nochmal einen großen zwischen den Traditionen in unserem Land und denen anderer. Das wirkt sich auch bei 50plus1-Aus, aber von Jahr zu Jahr wird der Widerstand schwächer, unter dem Hinterbänkler Grindel könnte sie schon fallen und zwar durch 18 "Ausnahmegenehmigungen", wie sie heute schon für Bayer, VW, Audi, SAP, RedBull und demnächst Akustiker Kind gelten. Käme noch dieser oder jener dazu, wäre es schon ein Drittel der ersten Liga.
Eine weitere Wachstumsgrenze dürfte die Preisgestaltung rund um das Ticketing/Marketing sein; geht man davon aus, daß Normalverdiener mit Anhang das Gros der Fussi-Gemeinde vor Ort stellen, ist da kein unbegrenztes Wachstum drin, schon die derzeitigen Aufwendungen dürften sich kaum mehr steigern lassen, da es eher nicht nach großen Steigerungen der Haushalts-Einkünfte aussieht, im Gegenteil, da die Sportaffinen, die bei uns Kohle haben, in der Regel eher ältere bis alte Leutz sind. Die prekären, weniger gut dotierten Arbeitsverhältnisse werden noch mehr zunehmen, wenn die Roboterisierung erst mal so richtig Fahrt aufnehmen wird, was ins Haus steht.
Dazu kommt die steigende Entfremdung zu den Akteuren: in USA sind die Leute stolz auf ihre reichen Nachbar, bei uns ist das Gegenteil der Fall. So auch im Blick auf 20jährige Millionäre in kurzen Hosen. Solche Haltungen ändern sich erst, wenn überhaupt, in Generationen. Dazu wird mehr und mehr die lokale Bindung aufgelöst (deshalb auch der Hype um die Lederhosen-Fotos der Spieler und um "unsern Uli" beim FCB), wenn die Haupteinnahmen unabhängig vom Stadionbesucher "generiert" werden, wie es mehr und mehr der Fall ist.
Dann kommt ein Klima in den Verein, die Stadien, in dem es dem Vorstand der Firma namens Verein mehr um die Leibchenkäufer in zehntausend Kilometer Entfernung geht als um den Otto Z. und die Ida B. ums Eck, die "Mitglieder". die mit ihrem Schal seit anno Toback im Block stehen. Das, so ist zu befürchten, wird nicht mehr lange dauern, zumindest, was die "großen" Klubs angeht. Man wählt sich dann weltweit "seinen" Klub wie eine Automarke: geil ist Benz, geiler ist Alpha Romeo, am geilsten Ford oder was. Die "echte Liebe", das "Herzblut" wird bloß verbal beschworene Fassade, der rosa Schleier vor dem von der Unterhaltungsindustrie gekaperten Sport. Es ist eigentlich unendlich traurig, was wir erleben. Der polierte Hochglanz der CL ist in Wahrheit das pompöse Begräbnis der "anderen Art" von Fußball.
Er wird als ein Konsumartikel unter anderen auf die Ebene von "globalen" Marken runtergebeamt. Das Fussi-Operetten-Börsen-Gedöns in China ist ein ganz übles Menetekel an der Wand. Das gibt dem Fussi, wie wir Traditionalisten & Romantiker ihn noch kennen, den Rest. Und als nächstes Kapitel kommt demnächst, meinetwegen aus den unkontrollierbaren Despotien in Asien, ein massives Fussi-Doping. Darauf stürzen sich dann unsere medialen Scharfrichter, Stichwort: "moralischer Konsum", "Fairtrade", "Fairplay" etc.pp. und dann dampfen die "Medien" den Fussi so ein, wie sie aus Skandalsucht den Radsport und die Leichtathletik, teilweise schon ganz Olympia demoliert haben. Womit nicht gesagt sein soll, daß man das Dopen als Petitesse sehen soll, wenn wirklich was vorliegt.
Das Fußballspielen an sich ist nicht zu demolieren; mit dem Ball wird solange gespielt, wie die Menschen zwei Beine haben. Aber die "Dartisierung" des Sports, um damit als Privatfirma Milliarden zu scheffeln und/oder sich und seinen Laden auf die Bühne der Medien zu stellen, und da sind wir derzeit angelangt, das ist nix als "Mode". Und die wechselt manchmal sehr schnell. Dabei ist nicht garantiert, daß es unbedingt immer und überall der Fussi sein muß: man kann auch Skispringen, Wurfpfeilwerfen in Hallen, Hahnenkämpfe, Biathlon mit Budenzauber etc. kapitalisieren und als Freizeitvertreib über technische Geräte profitabel gestalten.
In England lohnt sich mittlerweile sogar das "Übertragen" von "Wettangeln" in Kneipen, dazu kommt das gigantische Megageschäft mit der weltweiten Sportwetterei, da tut sich eine neue Welt auf und in der muß der Fussi nicht unbedingt das bleiben, was er derzeit ist. So wie man den hochgehypet hat, so kann man auch anderes hypen. Heute ist das eine Frage der Investitionen; die rasant auf Tele, Netz, Smartfon und entsprechende Produkte getrimmten Kunden, die Konsumenten zählen nach Milliarden, sie machen in ihrem Spieltrieb viel mit, hoffentlich nicht alles.