Harry Roedig
Urgestein der TuS
Zunächst einmal mein aufrichtiges Beileid an alle TuS-Mitglieder, Gelegenheitszuschauer, Fans und Ultras.
Der „Totenmonat“ November ist vorbei. Nun steht das Fest der Freuden und des Friedens vor der Tür. Dies jedenfalls sagt der Kalender.
Geht man über den Neuendorfer Friedhof, so wird man erfüllt von Melancholie, Nostalgie und verlässt diesen nachdenklich, wenn man die vergangen Zeiten Revue passieren lässt.
Klar, dazu bedarf es keiner Ruhestätte in Neuendorf.
Friedhöfe sind überall vorzufinden.
Wer seine verblichenen Liebsten aufsucht, der weiß was gemeint ist.
Doch für einen Ur-Neuendorfer und somit genetisch vorbelasteten Fußballfan ist jener Friedhof mehr als irgendeine Ruhestätte.
Dort liegt die Geschichte einer großen Liebe.
Einer Liebe, die, ob man sich vormacht, es sei vorbei oder nicht, einen schmerzlich einholt.
Ganz besonders anno 2014, im Angesicht des tiefsten Falls in der Historie des ruhmreichen Neuendorfer Vereins.
Dort auf besagtem Gelände liegen sie, die Granden des kleinen Flößer- und Fischerdorfes, die einst auszogen und ganz Fußball-Deutschland in ungläubiges Staunen versetzten.
Kleine Orte, die immer mal sportlich auf sich aufmerksam machten, gab‘s (Alsenborn) und gibt’s auch heutzutage (Hoffenheim).
Doch deren Erfolge sind erklärbar: gekauftes Söldnertum. Punkt.
Doch jene Idole, die auf dem Gelände ihres Heimatortes liegen, waren keine käuflichen Huren:
Sie alle waren Männer voller Lokalpatriotismus, voller Leidenschaft und Liebe für ihren Verein – für ihre TuS.
Man sagt heute allgemein, die Zeiten hätten sich geändert und die ehemaligen Fußballkönner von einst würden heute auch für Kohle die Vereine, wie Unterwäsche wechseln.
Ja, es stimmt; die Zeiten haben sich geändert. Doch das heißt noch lange nicht, dass damit Charakter- und Ehrlosigkeit einhergehen müssen.
Haben ein Fritz Walter oder ein Uwe Seeler den Verlockungen des damals großen Geldes nachgegeben? In einer Zeit, in der man wirklich für die Offerten ein sorgloses Leben auch nach der Laufbahn führen hätte führen können.
Nein, sie haben es nicht!
Oder eben jener Neuendorfer Jung, der die damals unvorstellbare Summe von 100.000 DM Handgeld ausschlug und nicht zu Inter Mailand wechselte.
Auch er liegt dort, wo er immer lebte, arbeitete, lachte und raufte, trank und rauchte.
In Neuendorf.
Oder jene Legende, die gerne die „Wasserflasche“ im Tornetz mit Hochprozentigem befüllte und daraus keinen Hehl machte. Vielleicht war dies ja der Grund für den temporären Wechsel in den Südteil des damaligen neuen Bundeslandes.
Scherz beiseite, die Gründe lagen im rein sportlichen Bereich.
Denn er wollte einmal Deutscher Fußballmeister sein und das Trikot der Nationalmannschaft tragen.
Also beherzigte jenen Ausspruch seines Nationaltrainers:
„Den schönsten Fußball Deutschlands spielt man in Neuendorf. Doch sie spielen so schön, dass der Gegener auch seine Tore abbauen kann. Denn Erfolg erzielt man nicht durch Schönheit.“
Er wurde Deutscher Meister, Nationalspieler und erhielt nie einen Gegentor in einem Länderspiel.
Auch er liegt nur ein paar Schritt, neben meinem ehemaligem Sportlehrer.
Geht man 30 Meter weiter, so ruht dort der Größte, den das kleine Dorf am Rhein je hervorgebracht hat: 16 Länderspiele, 13 Tore erzielte er für die Deutsche Nationalmannschaft.
Er spielte nicht einfach nur in Deutschlands bester Elf bei irgendwelchen Länderspielen, er spielte bei der Fußball-Weltmeisterschaft.
Heute hat man eine Straße nach ihm benannt, die zu einer Ruine führt, für die sich jede Stadt in Deutschland, die auch nur die geringste Sympathie für den Fußball-Sport hegte, zu tiefst schämen würde.
Koblenz braucht sich nicht zu schämen – es wäre verlogene Heuchelei.
Dann wären da noch jener Neundorfer Jung, der ebenfalls dreimal das weiße Trikot der National-Elf trug. Der unter jenem oben erwähnten Größten Neundorfer –Trainer wurde dieser nach seiner aktiven Laufbahn auch: natürlich in Neuendorf- nur ein Reservistendasein führte.
Doch Reservist bei der TuS zu sein, war keine Degradierung, es war eine Auszeichnung.
Bei der TuS auf der Bank zu sitzen bedeutete nämlich die Berufung durch Sepp Herberger in die B-Elf Deutschlands.
Geht man den Neuendorfer Friedhof einmal auf und ab, so überkommt einen die Wehmut.
Die Namen, die sich zu den vier genannten gesellen, lesen sich, wie das Who Is Who des Vereins.
Jupp Gauchel, Karl Adam, „Köbes“ Milz, Unkelbachs Schorsch, Unkelbach, Gutendorfs Will, Holdorfs Will und und und…
Sie alle wissen nichts von der TuS Koblenz anno 2014.
Sie alle können nicht erahnen, dass „ihre“ TuS vor dem größten Niedergang der Vereinsgeschichte steht.
Sie alle würden sich vermutlich in ihren Gräbern umdrehen, wenn sie wüssten, mit welcher Emotionslosigkeit sehenden Auges „ihre“ TuS nach 103 Jahren zum ersten mal fünftklassig werden wird.
Sie alle würden sich wohl aus ihren Gräbern erheben und jene visionslosen, lethargischen und zur Einsicht unfähigen Dilettanten mit Schimpf und Schande aus den Ämtern „ihrer“ TuS vertreiben.
Nein Jupp, Karl, Schorsch und all ihr anderen, auch wenn ich zweimal pro Woche bei euch kurz inne halte – ich werde euch nichts von jener, „eurer“ TuS anno 2014 erzählen.
Bald wird sie sich zu euch gesellen, „eure“ TuS.
Ruhet in Frieden!
Euer
Harry Roedig
Der „Totenmonat“ November ist vorbei. Nun steht das Fest der Freuden und des Friedens vor der Tür. Dies jedenfalls sagt der Kalender.
Geht man über den Neuendorfer Friedhof, so wird man erfüllt von Melancholie, Nostalgie und verlässt diesen nachdenklich, wenn man die vergangen Zeiten Revue passieren lässt.
Klar, dazu bedarf es keiner Ruhestätte in Neuendorf.
Friedhöfe sind überall vorzufinden.
Wer seine verblichenen Liebsten aufsucht, der weiß was gemeint ist.
Doch für einen Ur-Neuendorfer und somit genetisch vorbelasteten Fußballfan ist jener Friedhof mehr als irgendeine Ruhestätte.
Dort liegt die Geschichte einer großen Liebe.
Einer Liebe, die, ob man sich vormacht, es sei vorbei oder nicht, einen schmerzlich einholt.
Ganz besonders anno 2014, im Angesicht des tiefsten Falls in der Historie des ruhmreichen Neuendorfer Vereins.
Dort auf besagtem Gelände liegen sie, die Granden des kleinen Flößer- und Fischerdorfes, die einst auszogen und ganz Fußball-Deutschland in ungläubiges Staunen versetzten.
Kleine Orte, die immer mal sportlich auf sich aufmerksam machten, gab‘s (Alsenborn) und gibt’s auch heutzutage (Hoffenheim).
Doch deren Erfolge sind erklärbar: gekauftes Söldnertum. Punkt.
Doch jene Idole, die auf dem Gelände ihres Heimatortes liegen, waren keine käuflichen Huren:
Sie alle waren Männer voller Lokalpatriotismus, voller Leidenschaft und Liebe für ihren Verein – für ihre TuS.
Man sagt heute allgemein, die Zeiten hätten sich geändert und die ehemaligen Fußballkönner von einst würden heute auch für Kohle die Vereine, wie Unterwäsche wechseln.
Ja, es stimmt; die Zeiten haben sich geändert. Doch das heißt noch lange nicht, dass damit Charakter- und Ehrlosigkeit einhergehen müssen.
Haben ein Fritz Walter oder ein Uwe Seeler den Verlockungen des damals großen Geldes nachgegeben? In einer Zeit, in der man wirklich für die Offerten ein sorgloses Leben auch nach der Laufbahn führen hätte führen können.
Nein, sie haben es nicht!
Oder eben jener Neuendorfer Jung, der die damals unvorstellbare Summe von 100.000 DM Handgeld ausschlug und nicht zu Inter Mailand wechselte.
Auch er liegt dort, wo er immer lebte, arbeitete, lachte und raufte, trank und rauchte.
In Neuendorf.
Oder jene Legende, die gerne die „Wasserflasche“ im Tornetz mit Hochprozentigem befüllte und daraus keinen Hehl machte. Vielleicht war dies ja der Grund für den temporären Wechsel in den Südteil des damaligen neuen Bundeslandes.
Scherz beiseite, die Gründe lagen im rein sportlichen Bereich.
Denn er wollte einmal Deutscher Fußballmeister sein und das Trikot der Nationalmannschaft tragen.
Also beherzigte jenen Ausspruch seines Nationaltrainers:
„Den schönsten Fußball Deutschlands spielt man in Neuendorf. Doch sie spielen so schön, dass der Gegener auch seine Tore abbauen kann. Denn Erfolg erzielt man nicht durch Schönheit.“
Er wurde Deutscher Meister, Nationalspieler und erhielt nie einen Gegentor in einem Länderspiel.
Auch er liegt nur ein paar Schritt, neben meinem ehemaligem Sportlehrer.
Geht man 30 Meter weiter, so ruht dort der Größte, den das kleine Dorf am Rhein je hervorgebracht hat: 16 Länderspiele, 13 Tore erzielte er für die Deutsche Nationalmannschaft.
Er spielte nicht einfach nur in Deutschlands bester Elf bei irgendwelchen Länderspielen, er spielte bei der Fußball-Weltmeisterschaft.
Heute hat man eine Straße nach ihm benannt, die zu einer Ruine führt, für die sich jede Stadt in Deutschland, die auch nur die geringste Sympathie für den Fußball-Sport hegte, zu tiefst schämen würde.
Koblenz braucht sich nicht zu schämen – es wäre verlogene Heuchelei.
Dann wären da noch jener Neundorfer Jung, der ebenfalls dreimal das weiße Trikot der National-Elf trug. Der unter jenem oben erwähnten Größten Neundorfer –Trainer wurde dieser nach seiner aktiven Laufbahn auch: natürlich in Neuendorf- nur ein Reservistendasein führte.
Doch Reservist bei der TuS zu sein, war keine Degradierung, es war eine Auszeichnung.
Bei der TuS auf der Bank zu sitzen bedeutete nämlich die Berufung durch Sepp Herberger in die B-Elf Deutschlands.
Geht man den Neuendorfer Friedhof einmal auf und ab, so überkommt einen die Wehmut.
Die Namen, die sich zu den vier genannten gesellen, lesen sich, wie das Who Is Who des Vereins.
Jupp Gauchel, Karl Adam, „Köbes“ Milz, Unkelbachs Schorsch, Unkelbach, Gutendorfs Will, Holdorfs Will und und und…
Sie alle wissen nichts von der TuS Koblenz anno 2014.
Sie alle können nicht erahnen, dass „ihre“ TuS vor dem größten Niedergang der Vereinsgeschichte steht.
Sie alle würden sich vermutlich in ihren Gräbern umdrehen, wenn sie wüssten, mit welcher Emotionslosigkeit sehenden Auges „ihre“ TuS nach 103 Jahren zum ersten mal fünftklassig werden wird.
Sie alle würden sich wohl aus ihren Gräbern erheben und jene visionslosen, lethargischen und zur Einsicht unfähigen Dilettanten mit Schimpf und Schande aus den Ämtern „ihrer“ TuS vertreiben.
Nein Jupp, Karl, Schorsch und all ihr anderen, auch wenn ich zweimal pro Woche bei euch kurz inne halte – ich werde euch nichts von jener, „eurer“ TuS anno 2014 erzählen.
Bald wird sie sich zu euch gesellen, „eure“ TuS.
Ruhet in Frieden!
Euer
Harry Roedig