Ich denke wir werden uns hier noch etwas gedulden müssen, was in unserer Situation allerdings auch völlig normal ist.
Zuerst liegt es an Petrik Sander zu prüfen, welchen Spielern in unserem Kader er die Regionalliga zutraut und wie viel ihm die Dienste der jeweiligen Akteure wert sind. Angelo Hauk zum Beispiel hat ohne Frage seine Qualität in dieser und höheren Ligen bereits nachgewiesen, fraglich ist, ob er sie noch immer besitzt, (Stand letzte Saison ja), und ob wir ihn weiterhin finanzieren können. Ein Jahr lang ist es sicher besser in der Oberliga mit bescheidenem Einkommen zu spielen, als sich individuell fithalten zu müssen und möglicherweise dennoch keinen Verein zu finden. Nun stellt sich die Situation neu dar, Hauk hat Kosten zu decken, konkret, eine Familie zu ernähren und wird somit sicherlich auch auf die Zahl in der Spalte "Gehalt" blicken müssen. Ob wir da mit potentiellen Mitbewerbern mithalten können oder wollen bleibt eine Frage, die glücklicherweise nicht ich beantworten muss.
Dass Spieler wie Fatjon Celani oder auch Lutz Radojewski nach ihren sehr überzeugenden Spielzeiten ein Auge darauf werfen, den Sprung in den vollprofessionellen Fußball zu schaffen, ist denke ich auch verständlich. Hier dürfte sich die Lage ähnlich darstellen wie vor einiger Zeit mit Michael Stahl. Wenn sie die Perspektive auf einen potenten Spitzenklub einer Regionalliga oder gar auf einen Verein in Liga 3 sehen, ist es nur verständlich, dass sie diese Möglichkeit ausloten möchten, das muss jedoch nicht heißen, dass sie sich am Ende nicht dennoch für uns entscheiden.
Ganz grundsätzlich ist es selbstverständlich von Vorteil, seine Mannschaft früh zusammengestellt zu haben und sie dementsprechend von Anfang an perfekt abstimmen zu können. Dass Sander allerdings auch mit bescheideneren Voraussetzungen arbeiten kann, hat er vor der zurückliegenden Saison ebenso bewiesen wie vor unserem Jahr in Liga 3. Da war die Truppe auch erst nach und nach fertig gestellt worden, mit jeweils überzeugendem Resultat. Sorgen hege ich in diesem Gebiet wenige.
Dass man seine Mannschaft bereits zum Trainingsauftakt komplett zusammen hat, halte ich jedoch für illusorisch. Sicher sind wir ein Verein, der in seiner Region gut vernetzt ist und ebenso über gewisse Kenntnisse des Marktes verfügt, ohne Zweifel werden wir allerdings zum Trainingsauftakt viele Testspieler sehen, weil es in unseren Gefilden nicht möglich ist, ein besonders breit gefächertes Netz an Scouts zu besitzen und wir uns deshalb auf diese Weise eine Truppe zusammenstellen. Ich erinnere an das erste Training unter Dämgen. Da waren sicherlich 40 Spieler auf dem Grün (Gefühlt), obwohl unser Kader außer Langen, Yalcin, Mund und wenigen anderen noch relativ dünn besetzt war. Wenn man also einen Anspruch an die Kaderplaner stellen möchte, dann wäre das sicherlich nicht der, bereits drei Wochen vor Trainingsstart eine Mannschaft zu haben, sondern eher drei Wochen danach. Das scheint aus meiner Sicht ein realistisches Ziel, auch weil einige Spieler bei den womöglich finanziell bescheidenen Angeboten, die wir offerieren können, erst einmal warten, ob sich nicht vielleicht doch noch etwas mit einem größeren Gehaltsscheck ergibt.
Ein paar Worte möchte ich noch zu einem anderen Feld verlieren, was hier immer wieder angesprochen wird, auch wenn es nicht primär in diesen Thread gehört. Das wäre die Ausgabenmentalität. Da wird recht gern der Vergleich zu Darmstadt gezogen, der meiner Meinung nach jedoch an einigen Stellen ein wenig harkt.
Zunächst einmal zur Phrase "ausgeben was man hat." Die ist per sé nicht wirklich zielführend. Unser Budget, wie hoch es denn nun sein mag, setzt sich aus einem nicht unwesentlichen Teil aus Sponsorengeldern und vor allem Eintrittserlösen zusammen, davon ist auszugehen, Fernsehgelder gibts ja keine. Die Gelder der Sponsoren dürfte man zu einem nicht unwesentlichen Teil bereits beisammen haben. Vielleicht verdient man während der Saison hier und da noch was durch Spenden oder durch neue Quellen, die sich erschließen. Mit diesem Geld jedoch kann man problemlos planen, es gibt Verträge, es ist sozusagen da. Bei den Eintrittskarten sieht das anders aus. Niemand kann genau wissen, wie viele Zuschauer am Ende ins Oberwerth tingeln, es wird schlicht und ergreifend ein Wert geschätzt und mit diesen Einnahmen gearbeitet. Man rechnet also immer mit Geldern, die wahrscheinlich kommen, aber einstweilen noch nicht zur Verfügung stehen, anders ginge es ja gar nicht.
Zu Darmstadt noch Folgendes: Darmstadt hatte vor der Saison das Selbe Ziel wie vor der Kommenden. Sich im Profifußball zu etablieren. Einen Abstieg wollte man zwar gern vermeiden, indem man sich eine Truppe zusammenstellte, die sich als schlagkräftig genug erwiesen hat - man hätte es allerdings auch in Kauf genommen, den Gang zurück ins Unterhaus antreten zu müssen, weil man strukturell beispielsweise, sich versucht erst einmal überhaupt auf diesem Niveau zu stabilisieren. Bei uns sieht das signifikant anders aus. Oberligasaisons sind extrem schwierig für einen Verein zu überstehen. Erstens ist das Zuschauerinteresse gegen Offenbach ungleich höher als gegen Schott Mainz, Burgbrohl oder Hertha Wiesbach - verständlicherweise, zweitens bringen höchstens zwei, drei Vereine Fans mit. Das höchste der Gefühle sind Spiele gegen Wirges, Karbach und Hauenstein. In der Regio Südwest gibt es Institutionen wie Waldhof Mannheim, neuerdings wieder die Stuttgarter Kickers, Hessen Kassel oder angesprochene Offenbacher. Die Fixkosten für Stadion, Trainerteam und Verwaltung und Instandhaltung sind in Liga 5 nicht wesentlich geringer - die Einnahmen schon. Es ist also von esentieller Wichtigkeit, die Klasse zu halten. Und dementsprechend ist ein kalkulierbares Risiko absolut notwendig. Ich rede nicht davon, dass man mit einem Budget von 4 Millionen den Verein an die Wand fährt - sondern davon, dass man es genauso tut, wenn man zu knauserig ist und in eine Liga absteigt, in der ein Verein wie die TuS Koblenz langfristig Probleme bekommen wird, signifikant zu bleiben. Für diesen Verein wäre es geradezu elementar, sich zunächst in der neuen Liga zu etablieren, auf einen Zuschauerschnitt mit einer 2 davor zu hoffen und den Abstieg in die Oberliga strukturell so gut wie möglich zu verdauen. In der Regio sind wir viel eher auf dem Radar der Öffentlichkeit. In Liga 5 sinken die Kartenverkäufe, die Berichterstattung und das Sponsoreninteresse auf Dauer exponentiell. Da sollten wir nicht unbedingt wieder hin.
Um den Textblock zusammenzufassen: Wir sollten unserem Trainerteam vertrauen - Verzögerungen sind in dieser Liga mit unserer Situation nur natürlich und kein Grund zur Panik. An die Mentalität einer schwäbischen Hausfrau sollten wir uns allerdings auch nicht dogmatisch klammern, es muss einen vertretbaren Mittelweg geben aus Risiko und Finanzbewusstsein, damit wir die Klasse halten - denn am Ende der nächsten Saison wird das entscheidend sein.