Elversbergs Suche nach Normalität
Den Entschluss, den der angehende Fußball-Lehrer vor wenigen Tagen gefällt hatte, hieß Rücktritt. Auf Wunsch des Präsidiums saß Jens Kiefer in Halle noch ein letztes Mal auf der SVE-Bank. „Es ist sicher eine Trennung der ungewöhnlichen Art, aber das Beste für alle“, sagt der 38-Jährige nach der Partie zu DFB.de. „Ich kann mich aktuell nur zu 70 bis 80 Prozent auf die Mannschaft konzentrieren. Das reicht mir nicht. Nun will ich etwas Abstand gewinnen.“
Der Mann, der den kleinen Verein aus der 13.500 Einwohner-Gemeinde Spiesen-Elversberg mit dem Aufstieg in die 3. Liga zum größten Erfolg der Vereinsgeschichte geführt hatte, stellte sein Amt wegen der Doppelbelastung durch die zeitintensive Ausbildung zum Fußball-Lehrer am Freitag zur Verfügung.
Wenzel: „Schwer, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren“
Eine Entscheidung, die fast schon eine Art kleine Schockstarre im Saarland auslöste. „Die Abläufe sind eigentlich gleich, aber alles ist anders“, brachte es der erfahrene Kapitän Timo Wenzel im Gespräch mit DFB.de auf den Punkt. Der inzwischen 35-jährige Ex-Profi muss es wissen. Der gebürtige Ulmer hat in seiner Karriere viel erlebt, sorgte einst mit den „jungen Wilden“ des VfB Stuttgart in Champions League (drei Einsätze) für Furore.
„So etwas habe ich noch nicht erlebt. Mit diesem Hintergrund in ein Spiel zu gehen, war sehr komisch. Es ist mir noch nie so schwer gefallen, mich auf das Wesentliche zu konzentrieren“, beschreibt Wenzel, der selbst gerade an seiner Trainerkarriere arbeitet. Während viele seiner Mitspieler während der Heimreise versuchten, sich mit Musik abzulenken, lernte der Innenverteidiger zunächst für seine B-Lizenz. Auf andere Gedanken brachte ihn das aber auch nicht dauerhaft.
Emotionale Abschiedsrede in der Kabine
Ganz frisch waren noch die Erinnerungen von Timo Wenzel und seinen Mitspielern an die Abschiedsrede des nun ehemaligen Trainers. „Jens Kiefer hatte ein hohes Standing bei allen und war den Tränen nahe. Seine Worte kamen aus der Seele. Er hat uns von ganzem Herzen den Klassenverbleib gewünscht“, sagt der Abwehrspieler. Auch dem Kapitän und Wortführer der Elversberger gingen die letzten Worte seines Trainers, der ihn im Juli 2012 aus Griechenland (PAE Kerkyra) zurück nach Deutschland geholt hatte, sehr nahe.
Dabei wusste Timo Wenzel bereits als einer der Ersten, was auf ihn zukommen würde. Bereits am Donnerstagvormittag hatte Jens Kiefer seinen Spielführer in dessen Wohnung in Saarbrücken besucht und ihm seine Entscheidung persönlich mitgeteilt. Wenzel hielt es zunächst für einen Witz. „Mir ist die Spucke weggeblieben. Das war zunächst auch wie ein kleiner Schlag ins Gesicht“, sagt der 106-fache Bundesligaspieler und versuchte noch, den Trainer umzustimmen. Ebenso wie zuvor die Vereinsverantwortlichen ohne Erfolg. „Allerdings ziehe ich im Nachgang den Hut vor so einer Entscheidung“, sagt Wenzel.
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