Ihr lieben Lieben,
hätte mit allem gerechnet, nicht aber mit einer Lautrer Heimniederlage gegen Aalen. Als TuS-Uraltfan war in der Vorzeit die TuS, obschon auch selbst ab und an gut mit dabei, für unsereinen weit weg vom ganz großen Fussi, für den aber stand der FCK als WM 54er Club, der sich um das Land verdient gemacht hatte. Ein Monument. Die TuS war das nahe Liebesobjekt, vor Ort, dichtbei und für unsereins der unmittelbare Zugang zum Fußball der Könner. Man war gepackt von Blauschwarz vom ersten Spiel an. Und das blieb bis heut so, auch wenn man sich als ahler Kerl oft denkt: Ei hosde se dann noch all? -
Das mit Lautern war eher das Ferne, man fuhr da ab und an mal hin, meist mit meinem Bruder auf der Guzzi, unsereiner mit der BMW hinterher, später, als man seriöser wurde, mit dem englischen Sport-Cabrio eines Schul- und TuS-Freundes, war stets taub, wenn wir in Lautern ankamen, das windige Verdeck, der Overdrive, die Karre ging ab wie Lotte, aber war so laut wie ein ausbrechender Vulkan. Hin- und Rückfahrt war oft geiler als das Spiel, man spricht vom "alten" Betze, wo Fans, Örtlichkeit und der Fußballstil der Heimmannschaft eine Einheit bildeten, das ist passé. So richtig Frontmachen gegen die Pfälzer war nie mein Dingen, dazu sind die viel zu urgesteinig, natürlich freut man sich mehr über Erfolge der TuS, Begegnungen mit Wettbewerbscharakter waren eh selten, daß wir die unter dem Unaussprechlichen in Lautern und bei uns zweimal zerlegt haben, das erscheint heute wie ein Wunder und tausend Jahre weit entfernt. Eigentlich gehört Lautern in die erste Liga, eher als die Plastikvereine, die sich hier und da aufmachen, die Liga zu entern.
Als "Kind" der Bundesliga und Radi-Radenkovic-Autogrammsammler beim Spiel TuS-TSV 1860 dunnemals täte ich mich schwer damit, dem FCK an sich Mißerfolg zu "gönnen", zumal wir als TuS nichts davon hätten, wenn andere Vereine im Land abkacken. Finde es prinzipiell auch prima, was die Mainzer machen, das ist eh die größte Erfolgsgeschichte des deutschen Profifussis, das steht wie eine Eins, da kommt auch der SAP-Parvenü aus dem Kraichgauer Kaff nicht ran. Aber auch die Null Fünfer waren vor kurzem noch froh, wenn sie einen Punkt aus dem Oberwerth entführen konnten und auf der Bank saß ein Mann namens Klopp.
Nee, laßt mal den FCK machen, auf uns müssen wir sehen, wir müssen voran machen, daß wir gegen die wenigstens mal wieder ein DFB-Pokalspiel erreichen können, daß wir mit denen jemals wieder in einer Liga spielen könnten, das steht in den Sternen. Leider gehören Neid und "Schadenfreude" zu den Charaktereigenschaften, die unter uns besonders stark verbreitet sind - andere Sprachen haben oft noch nicht einmal ein Wort dafür. Neidisch kann man auf den FCK nicht sein, denn die haben so viele Erfolge geholt, daß es kindisch wäre, wir sind nicht vergleichbar, das ist, als ob sich ein Einbeiniger mit Pavo Nurmi vergleichen wollte, die Distanz ist zu groß dafür. Freude darüber empfinden, daß es bei Lautern mit Liga 1 nicht klappt? Dann mischen sie eben in der Spitze der Zweiten mit, auf Dauer und auch das ist kein "Schaden", denn das ist für Lautern normal. Den Schaden hatte und hat der Steuerzahler, der bei Lautern und uns bluten mußte und muß, die korrekten Mainzer sind da eh außen vor, kenne auch keinen, der sich freut, wenn die verlieren oder absteigen. Doch, einen: den Kuntz, weil man dann Derby hat und mehr einnimmt. Aber auch das ist weniger Schadenfreude als die Sorge um den größeren Nutzen für den eigenen Verein. Rivalität, auch mit Trier, ist prima, Wettbewerb im Leistungssport, aber alles ist immer auch Sport, faires Messen der Kräfte nach gleichen Regeln, zumindest als Idealvorstellung, das ist die Basis, ohne die für den Sportsman garnichts geht.