Am vergangenen Dienstag reisten rund 150 Fans der TuS Koblenz zum Auswärtsspiel bei der insolvenzbedrohten Borussia aus Neunkirchen. Um Neunkirchen steht es nicht gut: Von einer von den Spielern gesetzten „Frist“ bis hin zur Abmeldung der Mannschaft war im Vorfeld der Partie die Rede. Man konnte annehmen: Das ist das letzte Spiel im Ellenfeldstadion zu Neunkirchen im Saarland.
Scheinbar haben daher Teile der Fanszene nochmal mobilisiert und so versammelten sich etwa 40 Anhänger der Borussia (und dem 1. FC Saarbrücken) hinter dem Banner der Gruppe „City Service“. Es handelt sich hierbei um eine Hooligangruppierung die sich, mit tatkräftiger Unterstützung aus Saarbrücken, nochmal gut daneben benehmen sollte. Mitglieder und Freunde der Gruppe machen im Internet keinen Hehl aus ihren Sympathien zu NPD, Der III. Weg, Wehrmachtsuniformen, Thor Steinar, HoGeSa, Bürgerwehren, Pegida und Co.
Ich habe nun extra ein paar Tage abgewartet, aber leider habe ich bis dato kein Statement der beiden Vereine vernehmen können. Ich möchte an dieser Stelle auch nicht ein Fass auf machen wo keines aufzumachen ist. Aber wenn im Jahre 2015 von einer ganzen Fangruppierung (und nicht nur von einer vielleicht etwas verwirrten Einzelperson) das „U-Bahn-Lied“ angestimmt wird, wenn laut und deutlich „SS, SA, Borussia“ skandiert wird oder wenn Mitglieder der Gruppe den Hitlergruß zeigen, erwarte ich eigentlich ein öffentliches Statement, zumindest vom betroffenen Heimverein. Entweder hat man derzeit „andere Sorgen“, man hat sich vielleicht auch schon „dran gewöhnt“ oder aber man empfindet das alles als „nicht so schlimm“ und toleriert es!? Die Gründe für das Schweigen sind vielleicht ganz vielschichtig. Ich weiß es nicht.
Daher übernehme ich das an dieser Stelle einfach mal mit dem Statement. Rassistische Äußerungen dieser Art haben in einem Fußballstadion (aber natürlich auch generell in unserer Gesellschaft) nichts, aber auch gar nichts, zu suchen. Punkt. Es handelt sich sogar um Straftaten, auch wenn das „U-Bahn-Lied“ von den Gerichten durchaus unterschiedlich bewertet wird. Allerspätestens wenn jemand den rechten Arm hebt ist eine gewisse Grenze mehr als deutlich überschritten. Diese überschrittene Grenze haben das Ordnungspersonal und die durchaus zahlreich anwesenden Polizeibeamten scheinbar scheinbar nicht gesehen. Soweit mir das bekannt ist, handelt es sich um Volksverhetzung sowie das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Beides sind sogenannte Offizialdelikte, die von Amts wegen verfolgt werden müssen. Zumindest bis zu meinem Verlassen des Stadions hat niemand die Personalien der Personen festgestellt. Vielleicht sind aber auch alle polizeilich bekannt, sodass man sich diesen Schritt sparen konnte und direkt die Ermittlungsverfahren eingeleitet werden?! Es kann aber ja auch sein dass die Ordnungsbehörden gar nichts mitbekommen haben, denn „manchmal ist es besser wenn man so was überhört“ verriet mir ein Beamter augenzwinkernd...!
Nun, was soll dieser Text hier? Das hier, dieser Text, ist kein „links-rechts“ Ding. Es geht mir hier auch nicht darum, ob in Deutschland zu viel oder zu wenig Menschen aus anderen Ländern aufgenommen werden sollen. Das sind alles Fragen über die man in einer aufgeklärten Gesellschaft, auf einem gewissen Niveau, trefflich streiten und diskutieren kann. Die meisten, so auch ich, habe da eine Meinung und die darf und soll jeder haben, auch wenn sie dem Gegenüber vielleicht nicht passt. Argumente kann man immer austauschen und am Ende siegt vielleicht doch die Vernunft. Oder halt auch nicht, wie man leider ja aktuell mehr als deutlich sieht. Das in Deutschland nochmal Flüchtlingsunterkünfte brennen hätte ich nicht für möglich gehalten.
Hier geht es mir alleine darum, dass wir als Fußballfans (und insbesondere als Vereine und Offizielle der Vereine) klar machen, dass wir rassistisches Gedankengut und offen zur Schau gestellte braune Kackscheiße einfach nicht akzeptieren. Mir hat die Reaktion unserer Kurve gut gefallen. Auch deswegen dieser Text. Ich wollte einfach mal „Danke“ sagen. Danke dafür, dass wir in Koblenz mit solchen Spinnern nun wirklich gar nichts am Hut haben.
Die Fanbeauftragten der TuS Koblenz
Christian Krey (Text) & Christian Schütz