Aktuelles
TuS Koblenz Forum

Registriere dich noch heute kostenlos, um Mitglied im TuS Koblenz Forum zu werden! Sobald du angemeldet bist, kannst du dich an dieser Seite beteiligen, indem du eigene Themen und Beiträge hinzufügst oder über deinen Posteingang mit anderen Mitgliedern in Kontakt trittst!

Der Fussball und die Menschlichkeit

Lord of Kerry

Well-known member
Hier ein sehr guter Bericht aus SZ:

Der Fussball entlarvt sich selbst!

Die Debatte, die Per Mertesacker über den Druck im Profi-Geschäft ausgelöst hat, ist wichtig - denn der Fußball zieht kaum Lehren aus der Vergangenheit.

Wie diese Debatte um Per Mertesackers Attacke auf ein zynisches Profigeschäft wohl im Herbst 2009 verlaufen wäre? Damals sandte der Suizid seines Hannoveraner Klubkollegen Robert Enke Schockwellen durchs Land, die Trauerfeier wurde live übertragen, und DFB-Chef Theo Zwanziger erhielt viel Applaus für solche Sätze: "Denkt nicht nur an den Schein, über die Medien verbreitet. Denkt auch an das, was im Menschen ist. Fußball ist nicht alles!" Oder 2011, als Schiedsrichter Babak Rafati einen Suizidversuch unternahm. "Den Menschen vor das Geschäft und das Resultat" zu stellen, forderte er von der Branche.

Mertesacker hat jetzt dargelegt, wie er selbst seine dunklen Gedanken verdrängte. Dass auch er mit Angstattacken rang, zumal, wenn die ganze Nation auf ihn blickte. Und dass all das Gerede über Menschlichkeit im Fußball hohler Pathos sei. Daher wolle er zum Karriereende junge Talente für die Schattenseite des vermeintlichen Traumberufs sensibilisieren.

Das Echo ist entlarvend - das aus der Branche. Die sieht es eher so wie Lothar Matthäus. Im Sender Sky empfahl der Rekordnationalspieler einfühlsam, Mertesacker hätte ja aufhören können, wenn ihm der Druck zu groß war - dann dieser interessante Satz, der alles sagt: "Wie will er nach diesen Aussagen weiter im Profifußball tätig sein? Wie will er jungen Spielern Professionalität vermitteln, wenn er sagt, dass da zu viel Druck ist? Das geht nicht."

Das geht nicht? Es ist also falsch, junge Leute auf die dunkle Seite des Söldnerjobs vorzubereiten. Besser ist, sie mit diesen absurden Kontoeingängen zu ködern, die dort winken. Vorausgesetzt, man hält Kopf und Knochen noch hin, wenn jeder fürsorgliche Arzt längst abwinken würde.

Mertesacker beklagt die körperliche und mentale Belastung: "Selbst wenn du verletzt bist." Der Nebensatz birgt ein Kernproblem des Jobs. Denn im Fußball geht's fast immer weiter, mit gerissenen Bändern oder perforierten Muskeln. Der Missbrauch von Schmerzmitteln ist so enorm, dass alarmierende Studien dazu flott verschwinden. So, wie die Expertisen zu Gehirnschädigungen, die Profis durch Zehntausende Kopfbälle drohen. Die Gesundheitsversorgung in dieser Branche liegt tiefer im Dunkeln als in jedem anderen Sport. Die Dopingtests sind lächerlich.

Umso auffälliger sind die vielen Wunderheilungen, die für sport-externe Ärzte oft unerklärlich sind. Und Horror-Zahlen, die eine Studie der Spielergewerkschaft Fifpro in elf Ländern offenbarte: 38 Prozent von 607 aktiven Profis litten unter Depression und Angstzuständen; bei 200 befragten Profis im Ruhestand waren es 35 Prozent. Dort überwog der Alkoholmissbrauch (25%) im Vergleich zu den Aktiven (9%). Mentale Erkrankungen unter Fußballern seien "weiter verbreitet als in anderen Gruppen", so der Fifpro-Report.

Die im Schatten haben Probleme, die im Licht weiter Stimme im Betrieb. Mit der sie, gern im prominenten TV-Job, ihr System schützen. Läuft doch alles super, da passt ein Weichei wie Mertesacker als Jugendcoach nicht. Die schillernden Manager und Agenten, die diese Parallelwelt regieren, können sich entspannen; ihre alten Haudegen schließen die Wagenburg.

"Ihr könnt unglaublich viel tun", hatte Zwanziger nach Enkes Tragödie gerufen, "wenn ihr bereit seid, das Kartell der Tabuisierer und Verschweiger einer Gesellschaft zu brechen." Naja. Das war damals.
 
Nach "ein wenig sacken lassen" ein wenig mehr vor mir.

RWE ist ebenso ein Traditionsverein, wie die TuS. Die Zwote wurde aus Kostengründen abgemeldet und die Dritte nennt sich nun die Zwote. RWE ? Klar, Regionalliga West und da man auch dort keinen "Oligarchen" hat, kämpft auch dieser Verein Tag für Tag um sein Dasein.
Die Übertragung im WDR war neben diesem Spiel auch ganz klar eine Ansage gegen den kommerziellen Fussball und Werbung für die kleinste Liga, die Kreisliga. Die WM, die Meisterschaften in den jeweiligen Ländern und die CL werden inzwischen abstrakt vermarktet und die Grenzen sind noch lange nicht erreicht. Gehaltszahlungen in unglaublichen Höhen werden inzwischen zum Nebenthema und werden zur Normalität.

Verlierer ist der Fan selbst, der ehrlichen Fussball sehen möchte. Spieler, die noch für IHREN Verein alles geben wollen. Das Spiel heute war für Fans ohne jegliche Beteiligung von Verbänden in welcher Form auch immer für mich ein tolles Erlebnis im TV.

Dem WDR und RWE kann man eingentlich nur dankbar sein, dem Amateurbereich und der Intergretation von Menschen mit einem eventl. kleinem "Manko" eine Chance gegeben zu haben.

[video]http://mediathek.daserste.de/Morgenmagazin/RWE-III-Lebenshilfe-durch-Fu%C3%9Fball/Video?bcastId=435054&documentId=52839518[/video]
 
Ich hatte in den 80-er Jahren die erste Deutsche Meisterschaft für ehemalig Drogenanhänge mit 16 Mannschaften aus den alten Bundesländern durchgeführt.
Mit Unterstützung des LSB und deren damaligen Vorsitzenden und Fußballer, der sein Funktionärsleben sowas von vorbildlich und praxisnah, mit Herz und Seele ausführte. Zahlreiche Promi`s aus Sport und Politik unterstützten die DM, auch mit Schirmherrschaften.
Von Tür zu Tür und Spendenaufrufen konnte ich 30.000 DM zusammen bekommen, sodass von der Anfahrt bis zur Abfahrt, den teilnehmenden Mannschaften keine Kosten entstanden.
Wir bekamen vom LSB für die "Heimmannschaft 1 Woche Trainingslager im Olympiazentrum Speyer finanziert.
Ein Sportplatzbau als Geschenk von der Reg. war geplant.
Verschiedene Vereine riefen an, "habt ihr nicht wieder Einen, der letzte Spieler von Euch war gut".
Sie besorgten den Jungs über Kontakte der Vereinsmitglieder Arbeit und Wohnung.
Die größte Erschwernis bei der Integration ist der Alkoholkonsum, das Treffen in der Kneipe nach dem Spiel.
Die DFB - Kampagne mit dem 0,0% kann hilfreich sein, allgemein ist das alkoholfreie Weizen inzwischen wesentlich salonfähiger und kein Ausschlußkriterium bei "richtigen Männern".
Zigaretten bekommt man nicht mehr angeboten von den Rauchern - "Rauchste einen mit ?" fällt positiver Weise weg, anderseits wird auch in Stadien straffrei gekifft und es nicht nicht nur Pyro-Wolken die man in die Nase bekommt. Die Kriminalisierung fällt damit weg.
Für die Abendveranstaltung der DM war es mir nicht gelungen, eine drogen- und alkoholfreie Band zu organisieren.
Wir sind damals noch den "Königsweg" gegangen, genauso wie die Organisation der Anonymen Alkoholiker.
Heute sind die Angebote offener und niederschwelliger, bin da aber nicht auf dem neusten Stand.
Die Drogenliga stellte damals auch eine Mannschaft und ich hatte längere Zeit noch Kontakt zu den Berlinern.

In JVA`s gab es schon damals Fußballmannschaften, die immer "Heimrecht" bei den Freundschaftsspielen hatten, was mit ein Punkt war, nicht am regulären Spielbetrieb in der Kreisklasse teilnehmen zu können. Glaube, inzwischen gibt es aber auch Mannschaften aus JVA`s , daran teilnehmen, oder Freigänger, oder Häftlinge mit Begleitung (oft Mitarbeiter die in dem Verein spielen), die im Spielbetrieb integriert sind.

Die TuS leistet in der Hinsicht ja auch Einiges, was ich so lese.

Die Kunst ist es nmM, Hochleistungsspitzensport/Publikumssport/Freizeitsport/soziale Verantwortung verträglicher zu gestalten.

Ich sehe es als 1 Möglichkeit an, die Transfersummen und Spielergehälter zu besteuern, genauso, wie das mit dem Soli gehandhabt wurde.
Dieser Soli soll an die Landesverbände oder Regionalverbände geleistet werden, wo der Spieler in seiner Jugend gespielt hat.
Mit diesem Geld ua die Jugendtrainerarbeit fördern und bezahlen - vereinsunabhäng und unabhängig von der Aufwandsentschädigung, die leider durch die Verpflichtung von Minderjährigen mit dem Versprechen des Profivertrags mit 18 oft ausgehebelt wird.
 
Umso auffälliger sind die vielen Wunderheilungen, die für sport-externe Ärzte oft unerklärlich sind.

Der Profispieler sagt im BVB-Prozess aus. Doch wenige Stunden später ändert er seine Aussage auf Twitter.
Mit Depressionen und Ängsten hätte er keine Chance gehabt, einen neuen Vertrag zu erhalten.

Watzke verrät erschütternde Details: „Er hat es beim BVB nicht mehr ausgehalten“ - darum verließ Bartra Borussia Dortmund
wirklich


Die Mannschaft ist darüber auseinander gefallen. und Bartra nicht der Einzige, der in Dortmund durch die Folgen keine Zukunft mehr sieht, teilweise auch nicht mehr will.

" So ist halt Profifußball" , Rummenigge um die Situation mit Götze.
 
?
Die Antwort bezieht sich auf den Eingangspost des Thread.
 
Nach meiner Auffassung ist der Fussball nur noch dort "menschlich", wo es nicht um Kohle geht. Kids, die auf irgendeinem Gelände mit einem uralten Ball kicken, das Spielfeld durch Mauern begrenzt, Jacken und Pullover bilden die vier Torpfosten. Alte Männer, die im Park sich den Arsch aufreißen, weil die unterlegene Mannschaft dem Siegerteam ein Bier ausgeben muss; Gewinner ist, wer zuerst 10 Tore schießt (kann auch mal 120 Minuten dauern). Oder früher, als auf dem Schulhof die kleingetretenen Kakaotüten als Ball dienten usw., usw.......Ach, ich könnte stundenlang schwadronieren. Ihr wisst schon, wie's gemeint ist.
 
Alles ist gut, solange Du wild bist...

Rocce der Zauberer, Band 12 am vorlesen.
 
Nach meiner Auffassung ist der Fussball nur noch dort "menschlich", wo es nicht um Kohle geht. Kids, die auf irgendeinem Gelände mit einem uralten Ball kicken, das Spielfeld durch Mauern begrenzt, Jacken und Pullover bilden die vier Torpfosten. Alte Männer, die im Park sich den Arsch aufreißen, weil die unterlegene Mannschaft dem Siegerteam ein Bier ausgeben muss; Gewinner ist, wer zuerst 10 Tore schießt (kann auch mal 120 Minuten dauern). Oder früher, als auf dem Schulhof die kleingetretenen Kakaotüten als Ball dienten usw., usw.......Ach, ich könnte stundenlang schwadronieren. Ihr wisst schon, wie's gemeint ist.

Die Drei Ecken - Elfmeter Zeit. ::tor:: :zwink: Ein Traum
 
Diese Woche kam auf BR ein sehr guter Bericht ( von 2015 ) über den ehemaligen Schiedsrichter Babak Rafati, über die Folgen seines Selbstmordversuchs ,wie es dazu kam und wie er wieder auf die Beine kam. Absolut sehenswert, sicher in der Mediathek noch abzurufen.
Ich muss sagen, der Bericht ging mir etwas an die Nieren. Man sollte sich wirklich 2 mal überlegen , wie man sich gegenüber anderen Menschen verhält, denn wir sind alle Menschen und machen den ein oder anderen Fehler. Und ich glaube nicht, das man Fehler extra macht. Man kann in keinen Menschen reinschauen, auch wenn jemand nach außen etwas "arrogant " rüber kommt, man weiß nie wie es in einem drin aussieht
Mein Ausbilder in der Lehre sagte immer, wer arbeitet macht Fehler, wer keine Fehler macht arbeitet nicht. Und wer Fehler vernünftig erklärt bekommt, der macht den Fehler in der Regel kein zweites Mal.
 
Ich muss sagen, der Bericht ging mir etwas an die Nieren. Man sollte sich wirklich 2 mal überlegen , wie man sich gegenüber anderen Menschen verhält, denn wir sind alle Menschen und machen den ein oder anderen Fehler. Und ich glaube nicht, das man Fehler extra macht. Man kann in keinen Menschen reinschauen, auch wenn jemand nach außen etwas "arrogant " rüber kommt, man weiß nie wie es in einem drin aussieht


Das ist die "Schule des Lebens", die nicht nur auf den Fußball begrenzt ist.
 
Hier ist zwar in einem bestimmten, eher karitativen Sinn von "Menschlichkeit" die Rede, aber es gibt ja auch das sprichwörtliche "Menschliche, Allzumenschliche", also Verhaltensweisen, die man nicht unbedingt mögen muß, die aber verständlich sind und zum alltäglichen Repertoire unserer Gefühlslagen und Stimmungen gehören, und insofern unsere Handlungen nicht unwesentlich mitbestimmen.

Es könnte beispielsweise sein, daß ein sportlich tätiger Mannschaftskader, in dem sich manche nicht sicher sein können, ihren Vertrag verlängert zu bekommen, gleichwohl für einen Verein ein Spiel unbedingt gewinnen soll, der die wirtschaftliche Lage des Vertragsgebers eventuell verbessern könnte, so daß es in der Folge dem Verein leichter gemacht würde, auf diesen oder jenen Aktiven zu verzichten, um ihn durch einen womöglich besseren zu ersetzen. Aufgrund dieser Gegebenheiten könnte sich bei diesem oder jenem Kadermitglied im Hinterkopf der Gedanke einnisten, es sei für seine nähere Zukunft wenig zielführend, mit 120% zu Werke zu gehen. Das wäre dann menschlich, allzumenschlich, weil von seiner Sicht aus mehr als verständlich.
 
Oben