Das Problem ist strukturell: nach den Jahren weiß jeder von jedem so viel, da hütet sich jeder, dem Kollegen vors Schienbein zu treten - um nicht dessen Revanche zu riskieren. Zudem gibt es die bewährte Methode: Abschied mit goldenem Handschlag, dann bleibt auch das Wissen um die Leichen im Keller des jeweils anderen im Keller.
So wird das auch diesesmal laufen, das wird angebahnt. Der DFB bekommt wahrscheinlich einen vormaligen Staatssekretär an die Spitze und der wird, wenn er clever ist, den "Neuanfang" kommunizieren und umsetzen. Im Binnenbereich kann das laufen, aber bei der internationalen Verflechtung der Verbände erscheint es, Stand 2021, unmöglich, mit "weißer Weste" im Fußball-Geschaft erfolgreich zu sein. Der DFB muß deshalb eindeutig auf Distanz gehen zum Fußball der Großkonzerne, Oligarchen, Milliardäre, Staatsfonds und korrupten Kleinverbände, nur dann wird er sich glaubhaft darstellen können.
Das aber wäre ein DFB nur für den Amateurbereich, was aus z.B. Lattensicht wünschenswert wäre. Die Handwerker-Innung von Südhessen kümmert sich ja auch nicht um die Geschäftspolitik von Siemens, SAP und VW. So ist das nun auch im Fussi geworden: die einen machen aus diesem Sport ein weltweites Business, die anderen betreiben ihn nicht professionell, sondern nur vor Ort und just for fun.
Wir haben im Land überdies eine relativ wache, verbands-unabhängige, konkurrierende Medienwelt, die daran interessiert ist, "Skandale" zumindest so weit "aufzudecken", wie es dem Umsatz des eigenen Hauses dienlich ist. Am gänzlichen Verschwinden des Skandal-Verursachers ist naturgemäß niemand interessiert, der u.a. von dessen "kritischer Begleitung" lebt. Der erfahrene Richter Koch jedenfalls ist mit allen Wassern gewaschen, den legt man nicht aufs Kreuz, zumal ganz Bayern hinter dem steht. Es wird schwierig.