Es ist ein klitze kleiner Anfang. Ich bin aber der Meinung, dass da noch viel mehr und auch grundlegendes geändert werden muss, damit man sich diesen Zirkus nochmal antun kann.
Ich würde mir auch mal einen Trainer wünschen, der nicht aus der Schwaben-Connection stammt. Vielleicht sogar jemanden aus dem Ausland. Einen, der ebenfalls nicht alles abnickt, der mehrere Systeme, auch die "altmodischen" im Köcher hat.
Dazu Talentschmieden, die schon früh Spieler erkennen, die das Potenzial haben, ihre jeweiligen Positionen zukünftig in höheren Ligen und schließlich in den Auswahlen begleiten zu können. Dazu brauch es aber standardisierte Systeme, mindestens 2, die bis nach unten kommuniziert werden. In der auch "altmodische" Systeme mit dem klassischen Neuner eine Rolle spielen.
Was ich aber auch als großes Problem sehe, ist die Erziehung der Jugend, sowohl im Verein, als auch im Familiensystem. Da braucht es viel engere Verknüpfungen.
Ich komme ja nun beruflich aus der Ecke und erlebe täglich, wie Jugendliche einem Hype ausgesetzt werden, der kaum noch aufzuhalten ist. Dieser ganze Kommerz um die vermeintlichen Superstars, ihre Außendarstellung und auch ihr übertriebenes Ego, dass sie zur Show stellen, färbt sich auf die Kleinsten der Kleinen ab. Gerade im Sommer konnte ich das wieder beobachten. Alles gute Fußballer, aber eben auch zuviel Neymar, Mbappe umd Co. im Kopf. Leider machen das die Eltern eben auch mit.
Thema Spielerberater. Ich selbst hab in der Familie erlebt, was passieren kann, wenn man schon sehr früh einen Spielerberater bekommt. Ich finde es, wenn es denn immer noch so ist, unverantwortlich, dass junge Talente teilweise schon nach der Geburt (vorsicht, Ironie) solchen Leuten ausgesetzt werden. Dort müsste es ganz klar eine Mindestalter-Grenze geben, die bei mindestens 18 liegt. Sind sicherlich nicht alle schlecht, aber die wenigsten sind erfolgreich. Ein gefährlicher Mix zwischen übermotivierten Eltern, überschätzten Kindern und ein geldgeiler Berater.
Obwohl ich noch so viele Punkte hätte, mein letzter zum Thema Ausländer. Bei uns in den neunziger gab es im Basketball mal eine Art Ami-Quote. Kurz beschrieben; heißt, man durfte nur eine bestimmte Anzahl an bezahlten Amis im Team haben, um Chancengleichheit zu gewährleisten. Ich betone 90er deshalb, weil es ein Unding ist, heute noch über eine Ausländerquote zu diskutieren. Das tun hier manche, ein wenig fordernd, durch die Blume. Das find ich relativ arm, weil es nicht der Realität entspricht, nur weil sehr viele nicht mehr Illgner, Brehme, Völler, Häßler und so weiter heißen.
Nochmal. Es braucht eine grundlegende Veränderung. Bestes Beispiel ist Frankreich. Wenn man sich diesen Kader so anschaut, haben die über Jahre ausgesorgt, was Talente angeht. Das liegt auch ein stückweit an deren Altersstruktur. Das bestätigen anscheinend auch die Spiele, wenn man so liest, wie diese bestritten werden, mit welcher gewaltigen fußballerischen Macht sie ankommen. Wir dachten, da wären wir auch mittlerweile. Aber irgendwo sind wir falsch abgebogen. Abgebogen in Richtung "die Mannschaft", Helene Fischer Halbzeit-Show und Trikots für 100 Euro).