Über Union wird man sich noch mehr wundern können als seinerzeit über Hoffenheim. Das Kraichgau-Projekt war das Hobby eines sentimental in sein Geburtsörtchen verliebten Großkaufmanns; DH verwandelte den Marktflecken Hoffenheim in einen Hotspot der Show-Sportart Fußball-Herren, dann auch Damen, und hievte beide Kombos in Liga 1. Das angestammte Biotop des Örtchens war die Kreisklasse B und wird dies irgendwann auch wieder sein. Zwischenzeitlich läuft in Sinsheim großes Fussi-Kino.
Ganz anders in Berlin, im Stadtteil Heringsdorf, wo der Fußballverein Union beheimatet ist, sofern man in einer Millionen-Metropole so etwas wie Heimat finden kann. Daß man das kann, dazu trägt Union allerhand bei, zumindest im Rahmen der Unions-Familie. Die beispielsweise gemeinsam Weihnachtslieder singt, wenn der Dezember gekommen ist. Denke, daß diese Folkore auch weiterhin Bestand haben wird, auch wenn der rein professionelle Teil des Klubs, die erste Herrenmannschaft, im Olympia-Stadion dem Europapokal der Allerbesten nachjagen darf.
Das Eine schließt das Andere nicht aus, und wenn die Führung der Union so weiterarbeiten kann wie bisher, ist ihnen auch ein Titel zuzutrauen, denn was Frankfurt, Leipzig, Dortmund, Freiburg, Mainz, Schalke, Gladbach, Wolfsburg können, das kann Union nun auch. Hier ist in Rekordzeit ein Konkurrent aller (!) Bundesligisten herangewachsen, der Furcht und Schrecken verbreiten kann. Man kann auf kaum etwas so gespannt sein wie auf den weiteren Werdegang dieses völlig ungewöhnlichen Klubs.,