Wirges plant wohl für die Rheinlandliga wenn man den Bericht der RZ vom Donnerstag richtig deutet.
EGC Wirges muss auf Sparflamme kochen
Fußball Die Oberliga ist für den Traditionsverein nur noch eine Option – Vorsitzender Wussow: „Erheblich weniger Geld da“
Von unserem Redakteur Marco Rosbach
Wirges. Am Auftrag des Trainers habe sich nichts geändert, das stellt Achim Wussow klar. „Thomas Arzbach soll mit seiner Mannschaft alles daransetzen, den Klassenverbleib doch noch zu schaffen“, sagt der Vorsitzende des Fußball-Oberligisten Spvgg EGC Wirges. Das klingt logisch, fast schon normal bis banal. Welcher Trainer soll nicht den Abstieg verhindern? Doch die Zeiten haben sich verändert. Zählt Wirges am Saisonende zu den gesicherten Mannschaften, würde das wohl noch nichts über die künftige Spielklasse sagen. „Wir wollen uns vor allem die Option sichern, weiter in der Oberliga spielen zu können“, sagt Wussow. „Option“ und „können“ statt „Ziel“ und „wollen“ – es hat sich einiges verschoben rund ums Theodor-Heuss-Stadion, dort also, wo sie einst lange vom Sprung in die Regionalliga geträumt haben und jetzt ernsthaft überlegen, freiwillig in die Rheinlandliga zu gehen.
Spieler müssen sich entscheiden
Warum das so ist, daraus macht der Vorsitzende kein Geheimnis: „Für die nächste Saison haben wir nicht mehr das Budget, das uns aktuell noch zur Verfügung steht“, spricht Wussow offen aus, was sonst maximal hinter vorgehaltener Hand getuschelt wird. „Es wird erheblich weniger Geld da sein, sodass sich die Frage stellt, wer den Weg weiter mit uns geht und wer nicht.“ Die Spieler seien über die Problematik informiert worden. „Das muss jetzt jeder für sich entscheiden.“ Fußballer um jeden Preis in Wirges halten, damit sie nicht zur Konkurrenz wechseln? Das, so klingt es deutlich durch, wird es künftig nicht mehr geben. Ebenfalls ausgeschlossen, so Wussow, sei „eine Nummer wie Zweibrücken“. Die Pfälzer hatten im Sommer lange keinen Kader beisammen, gingen dann aber doch in die Saison, um ihr Team nach 19 Spielen – ein Sieg, 18 Niederlagen – zurückzuziehen. „Es wird keine Wirgeser Mannschaft geben, die wie Schlachtvieh durch die Gegend fährt, um sich Packungen abzuholen“, stellt Wussow klar.
Ein Abschied auf Raten von der Oberliga, ein selbst gewollter sogar: So etwas schien in Wirges in den vergangenen Jahrzehnten undenkbar. Klar, auch die EGC hatte es immer mal wieder erwischt, die Rheinlandliga beziehungsweise die frühere Verbandsliga waren übergangsweise Heimat des Vereins. Aber eben nie auf Dauer. Nach einem Abstieg galt stets die Devise, dieses Malheur wieder zu beheben. „Das waren aber Zeiten, in denen wir in der Oberliga gegen Koblenz, Mayen, Engers, Betzdorf, Hamm oder natürlich Eisbachtal gespielt haben“, sagt der Vorsitzende, um zu fragen: „Und jetzt? Wir sind doch die Einzigen, die übrig geblieben sind. Da musst du ja fast schon bei einem Spiel gegen Gonsenheim von einem Derby sprechen.“ Wie es anders geht, habe die Vorbereitung gezeigt. Im Testspiel gegen den FV Engers hat Wussow mehr Zuschauer gezählt als in den meisten Heimspielen der Oberliga. „Ob unter Zuschauern oder im Umfeld: Da geben dir alle Recht und sagen, dass es in der Rheinlandliga mehr Laune macht.“
Der Spaßfaktor ist das eine, aber das andere ist die zwingende Notwendigkeit, mit weniger Geld einen der größten und namhaftesten Vereine der Region am Laufen zu halten. Gelder für die Jugend zu generieren, das sei kein Problem. Hier ein paar Scheine, da neue Trikots oder ein Satz Trainingsanzüge für die Kleinen – aber für die Senioren? „Da findest du niemanden“, sagt Wussow, der gleichzeitig weiß, wie wichtig es ist, neben der ersten Mannschaft auch noch eine Reserve in einer ansprechenden Klasse zu erhalten. „Diese Perspektive müssen wir doch für unsere A-Jugendlichen haben“, sagt der Vorsitzende. Sonst landen die Früchte der eigenen aufwendigen Talentförderung in den Vereinen aus der Nachbarschaft, die mit Amateurverträgen winken und sich dann dankend bedienen, ohne die vom Verband festgelegte Ausbildungsentschädigung überweisen zu müssen. Auch dadurch fehlt Geld, das in Wirges jahrzehntelang aus einem bestimmten Topf kam.
Umdenken zwingend notwendig
„Werner Hüter hat immer betont, dass er den Verein unterstützt, so lange er da ist“, sagt Wussow. „Er hat aber auch gesagt, dass die EGC sein Steckenpferd sei und dass er diese Last seinen Kindern und seiner Familie nicht aufbürden könne.“ Nach dem Tod des Mäzens sei die Unterstützung durch die Familie zwar weiter da gewesen, aber nicht mehr im zuvor gekannten Rahmen. Weitere Kürzungen stünden an, ein Umdenken sei dadurch zwingend notwendig.
Fünf Niederlagen hat Wirges nach der Winterpause kassiert, meist ohne sportlich völlig unterlegen gewesen zu sein. Die Rettung ist noch möglich. Ob Thomas Arzbach und Co. dem Verein aber einen Gefallen tun, wenn sie alles daransetzen, ihren Job bestmöglich zu erledigen, ist die Frage.