Wenn Bedarf ist, also im Sommer, wenn wir gegen die Bayern in der ersten Pokalrunde spielen, muß natürlich das Zelt wieder her. Fand das knorke, vor allem die Kurve. Da saß dann der typische Erfolgie, der mit seiner Gattin kam und immer ins Brötchen biß, wenn gerade das Tor fiel. Unsere Zeltkurve war sowas wie die Tribüne in Hoffenheim, da wird auch gehäkelt, Quartett gespielt, in Bilderbüchern geblättert, da werden Romane gelesen, man berichtet über die Neuwahlen im Angelverein, und setzt Mails in die Firma ab, wenn auf dem Feld mal nicht viel passiert, da wird mit dem Knopf im Öhrchen Mozart gehört, die Nägel werden gefeilt und lackiert, man tuschelt über die Frisur der Vordermännin und beichtet sich kichernd Seitensprünge. So war das auch bei uns, damals, in der Südkurve, als das Träumen noch geholfen hat.
Also: bei Bedarf Zelt her! Dann klappt's auch mit den 15 000, die wir in der zweiten Liga gar nicht so selten hatten. Das letzte Mal war es so voll gegen Lautern im Pokal unter - na unter wem wohl? - Genau! Unterm Pette! Als der lange Lakic uns, nach Riemers Führungstreffer, mit drei Buden rausgeschossen hatte. Damals war er auf dem Zenit seiner Laufbahn, seitdem nur noch heiße Luft. Vielleicht geht es ja auch mal irgendwann ohne Zelt und wir bekommen endlich eine Spielstätte, wie sie heute jeder zwanzigtausend Einwohner zählende Marktflecken im Beitrittsgebiet hat. Auch in dieser Hinsicht sind wir eine Art extrem rückständiges Entwicklungsgebiet mitten in Europa geworden. Zelt ist gut, Beton und Stahl sind besser.