Im Fussi läuft das wie in der echten Wirklichkeit: das, was die Grüßonkels, die meistens von der Union abstammenden Hinterbänkler vom DFB, noch regulieren können, ist vergleichbar mit dem, was die "Mandatsträger" von den diversen Parteien noch ausrichten können, wenn sie gegen das global vernetzte Kapital anzutreten haben. Und das ist von Jahr zu Jahr weniger. Kein Wunder, daß sich in allen Ecken der Unmut breitmacht und die Verachtung und der Protest wachsen ohne Ende.
So auch der DFB, der den Amateurbereich "verantwortet". Wie im echten Leben sammelt sich die Kohle da, wo eh schon die meiste davon lagert, nämlich in Liga 1 und 2, die zum closed shop werden, von Jahr zu Jahr mehr. Wenn ein Vereinchen wie Sandhausen clever wirtschaftet, mit der Kohle, mit der man die zuschmeißt, verbringen die 100 Jahre in Liga 2, also Garantiekohle Stufe zwei, oder sogar mal ab und zu in Liga 1, der Kohlegarantiestufe eins. Mit Wettbewerb hat das nur noch sehr bedingt zu tun, wie im echten Leben.
Keine Ahnung, wie der DFB da groß was regeln will: die Kohle geht in Mega-Gehälter, Spesen, Prämien, Boni etc. für die ewig Gleichen, zu denen neuerdings auch der vormalige saarländische Polizist sich hat hochschleimen können. Seinen Herzensclub 1, den FCK, holt demnächst der Rostteufel der roten Zahlen; seinen Herzensclub 2, Schwarzweiß Neunkirchen, hatte der Rote-Zahlen-Teufel erst neulich noch beim Wickel, Ausgang zweimal ungewiß.
Und so läuft das landauf landab: im Amateurbereich sammeln sich oben die Clubs, bei denen zufällig reiche Leute mal gekickt haben und die Lokalpatrioten sind, solange die überschüssige Kohle dafür reicht. Oder niemand den großen Zampano anmacht, so daß der sagt "ICH bin dann mal wieder weg."
Mancher Amateurclub hat das Glück, daß ums Eck eine Betrieb ansässig ist, der sich engagiert. Das wird dann kein überregional tätiges Unternehmen sein, weil das sich nicht rechnet, diese Art Wirtschaft fällt für den amateursport restlos aus. Die vor Ort sind nicht so groß, daß die nicht drauf sehen müßten, das dabei auch ein Gegenwert tumkommt, sonst kriegt man Probleme mit weniger idealistisch gesinnten Vorstandskollegen, mit der Ehefrau, den Erben, den Miteigentümern etc.pp., also alles sehr wackelig.
Der riesige Rest der Amateurclubs wird mit den sich in den kommenden Jahren verstärkenden Tendenzen massivst konfrontiert werden: Amateur-Image, Sportstättenzerfall, Ehrenamtsschwund, Schirimangel, Vereinsschwund, Ganztagsbeschulerei, konkurrierende Sportarten, Umbruch in der Mentalität bei vielen Akteuren auf und neben dem Platz, ein Rattenschwanz von negativen Einflüssen tut sich da auf.
Keine Ahnung, was der DFB da machen will. Subventionen für einzelne Vereine geht garnicht, bringt auch zu wenig. Da baut man lieber für dreistellige Summen, wenn man die Folgekosten rechnet, Akademien, Center, macht den Verbandssitz in Frankfurt zum Vorzeigeobjekt für die Nati, die als Kohle-Lok die großen Verträge mit Firmen und Medien bringt. Die Abkoppelung der beiden oberen Ligen plus Nati vom Rest der Fussi-Welt ist längst in vollem Gang, da bleiben für den Rest nur noch Krümmel. Dieser Konzentrationsprozeß ist wie im richtigen Leben und dieser Kohleblock sieht sich auch selbst schon eher beim europäischen bzw. globalen Aktionärsfussiblock als das deutsche "The Mannshaft"-Segment, Parole: "Wir" müssen nach China! "Wir" müssen in die USA! Eine solche Mentalität hat zum Amateurfussi um die Ecke null Beziehung, vor allem im Kopp.
Das ist die neue Wirklichkeit im Fussi; man wundert sich, wie schnell dieses ganze "Etwas" sich ausgebreitet hat, aber offenkundig wird hier was angesprochen, das "die Menschen" so haben wollen. Weil in der Regel der Tag lang, der Verstand aber kurz ist. Als Mega-Verlierer steht jetzt schon das fest, was man als Amateurfußball kennt; es wird in Masse hoffentlich beim derzeitigen Niveau bleiben oder nur wenig runtergehen; darauf wird sich ein kleiner Rahmring bilden, der von günstigen, meist zufälligen Bedingungen vor Ort lebt.
Die Landesverbände sehen sich in erster Linie dem Rahmring verpflichtet, der dann auch mehr oder weniger unterstützt wird, weil man ein paar Aushängeschilder braucht. Für die eigene Wiederwahl.
So ungefähr könnte das aussehen, morgen und übermorgen.