M
Mägo de Oz
Gast
Ach ja: The Rasmus!
Registriere dich noch heute kostenlos, um Mitglied im TuS Koblenz Forum zu werden! Sobald du angemeldet bist, kannst du dich an dieser Seite beteiligen, indem du eigene Themen und Beiträge hinzufügst oder über deinen Posteingang mit anderen Mitgliedern in Kontakt trittst!
Die gesuchte 4. Person trägt gerne ne rote Kappe.
Nachruf
Ende der 60er Jahre war das, ich war gerade mal auf dem Sprung in die Pubertät, die Beatles waren die Größten, ganz besonders auch für mich. Überall roch und klang es nach Veränderung und Aufbruch, sogar das Fernsehen wurde farbig, wie auch unsere Klamotten. Die Fab Four aus Liverpool, die Stones, Byrds und wie sie alle hießen, hatten die Musikwelt umgekrempelt. Doch in den späten Sechzigern stand schon wieder eine kleine musikalische Revolution an. Befeuert von Flower Power, unterstützt durch gewaltige Fortschritte bei den Anlagenbauern betrat eine neue Generation von Musikern die Bühnen, Klangwände der Firmen Marshall und Orange lösten die doch eher überforderten Soundsysteme von Vox und Fender ab.
Ganz vorne in meiner Favoritenliste stand die Band Cream, ein Power Trio bestehend aus Eric Clapton, Gitarre, Ginger Baker, Schlagzeug, und Jack Bruce am Bass. Bis die drei auf der Bildfläche erschienen standen vorne am Bühnenrand nur Sänger und Gitarristen, außer man hieß McCartney. Der Bassmann fristete üblicherweise ein eher unauffälliges Dasein neben dem Drummer.
Dann kam Jack Bruce, als Sänger und auch als Tieftöner eine Urgewalt. Ihm haben es ungezählte Bassisten zu verdanken, dass ihrem Instrument eine Emanzipation widerfahren ist, sie nicht mehr nur Teil der sogenannten Rhythmusgruppe sind. Als Komponist und Pianist war Jack Bruce grenzenlos, die Kategorien Jazz, Rock, Pop oder Blues hatten für ihn nur nachrangige Bedeutung. Ebenso wenig interessierte ihn, ob seine Werke Hitpotential haben. Trotzdem entsprangen seiner Feder Welthits wie "White Room", "I feel free" oder das oft gecoverte "Sunshine of your Love". Cream verkaufte 45 Mio. Platten mit diesen Songs. Etwas weniger populär blieben seine Solowerke, vollkommen zu unrecht. Es lohnt sich, da mal intensiv reinzuhören, es gibt wahre Perlen zu entdecken.
Zum ersten mal in den Genuss eines Livekonzerts mit Jack kam ich auf einer Klassenfahrt nach London an Ostern 1973. Die Formation West, Bruce & Laing spielte im legendären Rainbow Theatre, ein unvergessliches Erlebnis.
Hier auf La Palma lernte ich in den 90ern über eine gute Bekannte Margrit kennen, Jacks Ehefrau und Managerin, ebenso zwei seiner Kinder, die ebenfalls hoch begabten Natasha und Corin. Familie Bruce kam öfter zum Urlaub hierher und kaufte sich schließlich ein Haus auf La Palma. Es gab kaum einen besseren Platz, um dem Rummel um Jacks Person zu entgehen. Wir konnten auf der Promenade in Ruhe über Gott, die Welt oder seine Zeit mit Frank Zappa quatschen, ohne dass uns jemand dabei gestört hätte.
Im Herbst 2004 ergab es sich, dass Jacks Sohn ein paar mal spaßeshalber die Drums in meiner Band spielt, darunter die Lieder "White Room" und "Sunshine of your Love" seines Vaters, lag ja irgendwie nahe. Weiter ergab es sich, dass meine Band an der Playa Nueva einen Gig gegen den Abriss der pittoresken Hütten spielen sollte auf einer Art Protestdemo mit angegliederter Feier. Wir fragten Corin, ob er nicht "seine" Stücke dort mit uns trommeln wollte. Ja klar, der Junge war damals zwölf Jahre alt und freute sich riesig. Eine Woche vor der Veranstaltung rief Margrit an mit der Nachricht, Jack wäre am fraglichen Wochenende auch auf La Palma und würde gerne mitmachen, da er noch nie zusammen mit seinem Jungen gespielt hatte. Selbstverständlich waren wir einverstanden, in mir machte sich ein Gefühl wie kurz vor dem ersten Schultag breit. Obwohl wir mit Jacks Teilnahme keinerlei Werbung gemacht hatten waren ca. 500 Zuhörer gekommen, gestandenen Männern kullerten die Tränen über die Backen, und ich durfte erstmals ein Coverstück spielen, bei dem der Komponist selbst mit auf der Bühne stand. Auf meine Frage, ob ich die zweite Stimme oben oder unten singen solle antwortete Jack mit seinem ganz eigenen schottischen Humor und einem Augenzwinkern: "You sing Erics voice".
Ein halbes Jahr später standen Cream zu vier Reunion-Konzerten auf der Bühne der Royal Albert Hall, da musste ich hin. Zusammen mit zwei palmerischen Freunden und alten Bekannten aus Deutschland trafen wir uns in London zu einem Erlebnis, das mich nie mehr loslassen wird.
Da wir uns ganz gern mochten haben wir uns in den folgenden Jahren noch manchmal auf La Palma zusammengesetzt, Jack mochte diese Insel wirklich sehr.
Am vergangenen Samstag ist Jack Bruce im Alter von 71 Jahren verstorben.
Ich vermisse ihn und werde ihn nie vergessen.
"I've been waiting so long To be where I'm going........"
Mit musikalischen Grüßen
Ödi Jonitz (Kulturbeauftragter)