TuS Koblenz strebt nach höheren Pokal-Ehren
Nach der Partie sorgte TuS-Trainer Evangelos Nessos für Aufsehen, als er in der Pressekonferenz seine Spieler Kevin Steuke und Samir Benamar namentlich für taktisches Fehlverhalten kritisierte, nachdem er beide frühzeitig ausgewechselt hatte. Auch am Tag danach steht Nessos zu seinen öffentlichen Äußerungen: "Das ist sonst nicht meine Art, normalerweise halte ich die Hand über meine Mannschaft. Aber bei diesen Spielern haben wir schon alles versucht, Zuckerbrot und Peitsche oder einfach mal ein paar Tage in Ruhe lassen, aber das hat alles nichts genützt. Ich will niemand an den Pranger stellen oder zum Sündebock machen, aber taktische Absprachen müssen eingehalten werden. Fallrückzieher oder Hackentricks sind schöne Dinge, die man mit dem Ball anstellen kann, aber die Basis unseres Spiels ist gegen den Ball. Jungs, die kicken können, gibt es viele. Ich brauche Männer auf dem Platz, die mit Disziplin und Teamgeist etwas erreichen wollen." Ob Steuke und Benamar in Karbach zum TuS-Aufgebot gehören, lässt der Trainer noch offen: "Das entscheide ich am Dienstag nach dem Training. Alles ist möglich, jeder kann sich empfehlen, aber speziell diese Jungs müssen erst mal in Vorleistung treten."
Für die Karbacher ist die Partie gegen den Traditionsverein natürlich auch eine Prestigesache. Das dürfte vor allem für Enrico Köppen gelten. Der torgefährliche Stürmer war im März dieses Jahres von Evangelos Nessos aussortiert worden, als er gerade auf dem Sprung schien, von der zweiten in die erste Mannschaft der TuS aufzurücken. Doch bei Nessos machte sich der 20-Jährige unbeliebt, angeblich, weil er unentschuldigt im Training fehlte. Der TuS-Coach strich den bulligen Stürmer aus seinem Kader, Köppen wechselte zum 1. FC Nürnberg, wo er die ersten drei Saisonspiele für die Regionalliga-Reserve des Zweitligisten bestritt.
"Ich habe nichts persönlich gegen ihn", beteuert Nessos, "Köppi ist ein guter Junge und ein Riesentalent. Aber Talent allein reicht halt nicht." So fällt es dem Trainer auch nicht ein, sich den Ex-Koblenzer in seine eigene Mannschaft zurückzuwünschen: "Ich würde mir wünschen, dass Montabell, Göderz und Stahl für uns spielen können, aber die sind leider alle verletzt."
Dennoch darf man vermuten, dass Köppen gegen den Verein und den Trainer, die ihn verschmäht haben, besonders motiviert ist. Ob es ihm sogar gelingen könnte, Evangelos Nessos aus dem Job zu schießen? Das ist auch bei einem Karbacher Sieg eher unwahrscheinlich, wie TuS-Präsident Werner Hecker beteuert: "Bei uns gibt es keine Trainerdiskussion. Wir wissen und beobachten, wie extrem sorgfältig Vangi arbeitet, und wir sind überzeugt, dass er den Hebel umlegen kann."
Außerdem kann sich die TuS einen Trainerwechsel nach wie vor nicht leisten: "Eine solche Lösung ginge über unsere bisherige Finanzplanung weit hinaus", sagt Hecker. Das mag etwas umständlich formuliert sein, ist aber unmissverständlich.