Denke, daß der vorhergehende Post was verrutscht ist: Euro 2016?
Aber: habe mich strikt an die Fakten gehalten, habe zu Jogi "eigentlich" keine Emotion, weder pro noch contra.
Er werkelt seit 10 Jahren an seiner Truppe und wäre der Mario nicht in der 117ten (?) Minute zur Stelle gewesen und hätten die Gauchos ihren Elfer bekommen, der glasklar war, dann wäre der Jogi höchstwahrscheinlich schon nicht mehr im Amt.
Das ist Fakt: zehn Jahre im Amt, bestes Material, Kohle ohne Ende für alles und jedes (Trainerstab mit 72 Jüngern und 12 Apostel), Quartiere werden eigens zum Event neu erbaut, sechstellige Prämien, Jogi dürfte in den zehn Jahren schätzungsweise zwanzig, dreissig Mios gemacht haben, ohne das Zusatzbrot Werbeverträge, medialer Gegenwind war kaum spürbar, da kann es eben nur eins geben: Titel sind Pflicht.
Auch 2016 wurde klar: wir haben nur einen Plan A. Plan B, z.B. mal ruckartig nach vorne Gas geben, Gegner überrumpeln, überlaufen, ratzfatz die Pille einschweissen - das gibt es unter Jogi nicht, es wird offensiv auf hohem Niveau, doch in der Regel so behäbig gespielt wie sich das schwäbsche Bäuerlein sintemalen zu seinem Acker bewegt hat. Im Frühtau zu Berge, falleri fallera.
Und so ging es dann 10 Jahre von Turnier zu Turnier. Denke, daß der Jogi auch einen esoterischen, abergläubischen Drall hat; als der völlig sinnfrei den Götze einwechselte, die Titel-Felle waren gerade davongeschwommen, hatte der 100pro den Endspielclip von 2014 vor Augen, das war irrational, nix als Hoffnung auf Magic Moments.
In dieser verzweifelten Situation hätte er den Poldi reinschmeissen müssen, weil der aus jeder Lage auf die gallische Kiste gehämmert hätte, die einzige Chance, mit dieser Combo noch eine oder zwei Buden zu machen. Man kennt den Poldi, nur der wäre cool genug dazu gewesen. Warum der als so überlegt geltende Jogi das nicht gemacht hat, kann man wohl wirklich nur als Wundergläubigkeit deuten. Aber Wunder, die gibt es, wie man weiß, nur auf dem Oberwerth.
Erneut hat die Truppe der "flachen Hierarchie" ohne strategic Leader gespielt, das hat der Makelele, dieser sympathische wunderbare Kerl, prima erkannt: Führerchen Schweini hatte aua, Führerchen Toni blieb, wie bei wichtigen Spielen bislang immer, auch in seinen Clubs, weit unter seinen Möglichkeiten, aber es waren auch einfach zu viele Ausfälle gegen Frankreich, das konnte nicht ausgeglichen werden, das ist klar.
Der Jogi macht bis zur WM 2018 weiter, mit weitestgehend gleichem Personal, weil der keinen Bock auf was Neues haben dürfte. Es geht auch taktisch so weiter wie bisher, eine neue Spielidee umzusetzen, das überläßt er seinem Nachfolger Nagelsmann. Und da Jogi ausgesorgt hat, geht er auch nicht auf die Vereinsebene zurück. Vielleicht übernimmt er das Schwarzwaldhotel im Glottertal, wäre bei ihm daheim ums Eck. Das dient dann vor Turnieren als Quartier von "Die Mannschaft" und so könnte er als eine Art Herbergsvater weiter begleitend wirken.